„Wenn Du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn Du ein neues Leben kennen lernen willst, dann lauf Marathon.“
… und wenn Du einfach total Banane bist und Dich vollends ganz zerstören willst, dann lauf einen Ultra. 🙂
???? Klar, dass wir uns mal wieder für die letzte Option entschieden haben. ???? Ganz schön leichtsinnig, können wir im Nachhinein sagen, doch die Erfahrung und Erkenntnisse aus unseren 82 Kilometern kann man definitiv in keinem Buch nachlesen und auch von keinem Mediziner oder anderen Läufern erklärt bekommen. ????
Da aktuell keine Laufveranstaltungen stattfinden können, steigt der eine oder andere Veranstalter auf einen virtuellen Lauf um. Unser Glück, denn unseren Ultra haben wir virtuell mit fast 9.000 anderen Menschen auf sechs Kontinenten unter dem Motto „NCT-LAUFend gegen Krebs: Alleine. Zusammen!“ gemeistert.
100 Kilometer waren unser eigentliches Ziel und da es die letzten Tage recht heiß war, wollten wir nach Möglichkeit nur nachts und am Vormittag laufen, also nach 18 Stunden mit dem kompletten Ding durch sein.
✍ Wer schon mal einen Marathon gelaufen ist (und das sind wir alle), der weiß, welche Schmerzen da auf einen zukommen und man schmunzelt ja sowieso schon immer über alle „Nichtsportler“, die ständig irgendein Weh-Wehchen haben und sich keine Vorstellung davon machen können, was echte Schmerzen beim Sport tatsächlich bedeuten. ???? Also: „Easy peasy am Anfang und zum Ende hin wird’s vermutlich schon echt zäh, aber dann laufen wir eben ein bisschen langsamer“… So in der Art war unsere Vorstellung. ????
Die, wie Flori nach etwa 30 Kilometern meinte, „echt coole Aktion“ ????, wurde dann allerdings schneller als gedacht bereits nach etwa 50 Kilometern zur echten Herausforderung ???? für jeden von uns und zwar sowohl geistig als auch körperlich. Klar hat jedem von uns nach 30 Kilometern schon irgendwas geschmerzt und wurde zunehmend schlimmer, je weiter wir in Richtung der 40 Kilometermarke gekommen sind.
Dass bei etwas über 50 Kilometer der Körper nicht mehr umsetzen kann, was das Gehirn ihm sagt, war aber neu für uns, denn wir konnten den Gedanken des „Anlaufens“ nach einer Gehpause einfach nicht mehr umsetzen. Nicht nur, weil es weh tat wie die Hölle – es ging einfach motorisch nicht mehr.
Bei etwa 70 Kilometern waren wir uns dann endgültig einig, dass wir niemals mehr sagen würden, dass uns auch nur irgendetwas weh tut, wenn es nicht mindestens genauso übel wäre wie das Gefühl, das wir zu diesem Zeitpunkt in den Beinen hatten. ????
Kaum zu glauben, aber zu diesem Zeitpunkt bestand auch tatsächlich noch ein kleiner Hoffnungsschimmer, bei 80 Kilometern Pause zu machen, sich kurz zu erholen und dann die letzten 18 oder 20 Kilometer vollends durch zu watscheln. ????????????
Fünf Kilometer später hatte uns aber die Realität dann aber wieder eingeholt und wir mussten uns eingestehen, dass selbst eine dreistündige Pause nichts mehr an unserem maladen Zustand verändert hätte. …Außerdem wollten wir ja unsere hundert Kilometer nicht in 24 Stunden, sondern in 18 laufen… und dieses Ziel hatten wir safe verfehlt.
💡 Nachdem der Schmerz heute zum Glück einigermaßen vergessen ist und nur noch unsere Füße total Alien-mäßig aussehen, lachen wir über unser unterirdisches Tempo auf den letzten Kilometern. ???? Vermutlich war aber die Gruppenentscheidung, bei 82 Kilometern unsere Uhren zu stoppen, bevor uns irgendeine höhere Gewalt stoppt, das Beste was wir tun konnten. ????